Das UNESCO-Welterbekomitee beschloss am Sonnabend in Brasilia einstimmig, die im Harz bereits bestehende Welterbestätte aus der früheren Grube Rammelsberg und der Altstadt von Goslar um die Oberharzer Wasserwirtschaft zu erweitern. Der Antragsteller, das niedersächsische Kulturministerium, teilte die Entscheidung am Sonntag in Hannover mit. Die Oberharzer Wasserwirtschaft ist ein System aus Teichen, Gräben, Stollen und Wasserläufen, das ab dem Mittelalter für die Versorgung des Harzer Bergbaus mit Wasserkraft errichtet wurde. Die niedersächsische Kulturministerin Johanna Wanka bezeichnete es als „das größte seit dem Mittelalter weiter entwickelte montane Wasserwirtschaftssystem der Welt“. Die Aufnahme in die Welterbeliste sei eine „berechtigte Auszeichnung für dieses Meisterwerk menschlicher Schöpfungskraft“. Das auch „Oberharzer Wasserregal“ genannte System trieb früher die Wasserräder der sehr tiefen Harzer Bergwerke an, die so ihre Entwässerungspumpen ständig in Bewegung hielten. Für die Wasserwirtschaft wurden im Mittelalter und der frühen Neuzeit insgesamt 149 Stauteiche, rund 500 Kilometer Gräben, 160 Kilometer Wasserstollen und 30 Kilometer größere Wasserläufe angelegt.
Die einzigartige Anlage zur Lieferung von Wasserkraft bedeckt noch heute eine Fläche von 1.010 Hektar oder gut zehn Quadratkilometern. In Betrieb sind noch 63 Teiche, 70 Kilometer Gräben und 21 Kilometer Wasserläufe. Weitere Gräben von 240 Kilometern Länge sind als trockene Kulturdenkmäler erhalten. Die Oberharzer Wasserwirtschaft war das einzige deutsche Kulturdenkmal, dessen Aufnahme in die Welterbeliste bei der Tagung in Brasilia auf der Tagesordnung stand...
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